Computerspielen - mein geheimes Hobby! (Teil 1/3)
- geschrieben von joscout
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Mein erster Computer war ein Commodore C64. Ich war damals ca. 10 Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau wie ich mit roten Backen und großen Augen den Computer - den meine Eltern heimlich in meinem Zimmer aufgebaut hatten - erblickte.
Es war der Anfang eines Hobbies mit vielen Höhen und Tiefen. Damals wussten meine Eltern noch nicht, dass sie es später bereuen würden, mir diesen Blechtrottel ins Zimmer gestellt zu haben. Dieser Artikel ist nicht frei erfunden, sondern ist ein Stück Vergangenheit von mir, ein Thema welches nach wie vor heute auch noch die Gemüter erhitzt und bei Familien immer wieder für Zwist sorgt: Computerspiele!
Jetzt, 23 Jahre später blicke ich etwas differenzierter auf die emotionalen Diskussionen zurück die ich damals mit meiner Mutter führte. Heute ist das Thema Computerspiele ein zweischneidiges Schwert für mich - einserseits ist es nach wie vor ein Hobby von mir, dass ich gerne und immer mal wieder auch ausgiebiger ausübe, andererseits sitzt mir dieses "schlechte Gewissen", dass sich damals so still und heimlich bei mir eingenistet hat, noch immer im Nacken.
Heute muss ich mich zwar nicht mehr rechtfertigen vor meinen Eltern, aber vor meiner Freundin. Zumindest fühlt es sich so an für mich als ob ich mich rechtfertigen müsste.. Jedes Mal wenn sie mich fragt: "Und, wie sieht heute dein Tag aus?" verfalle ich in eine Art Reflex-Zustand und sage: "Mal sehen. Ich weiß es noch nicht."
Glatt gelogen - Ich weiß ganz genau, dass ich heute noch Rift spielen werde. Der Raid ist bereits ausgemacht für heute Abend. Um 19 Uhr legen wir los, treffen uns im Teamspeak und versuchen uns erneut an der neuen 20-Mann Instanz. Doch ich sage nichts. Ich weiche aus. Es ist mir unangenehm darüber zu sprechen. Obwohl ich ganz genau weiß, dass es das nicht sein sollte.
Woher kommt dieses Gefühl, dieses Unbehagen, das schlechte Gewissen?
Bin ich der einzige der so denkt und fühlt? Kennt jemand von euch dieses "schlechte Gewissen"? Ich habe lange darüber nachgedacht und denke, dass meine Eltern dafür verantwortlich sind. Doch ich möchte ihnen keinen Vorwurf machen, dann sie haben es damals eben nicht gewusst, dass sie mit ihren Aussagen wie "Erschießt du schon wieder Männchen?" (Quake 3) oder "Magst nicht lieber raus gehen, wenn`s so schön ist draußen?" dem schlechten Gewissen von mir Wachstumshormone gespritzt haben.
Boah, wie hab ich es gehasst! Und wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass mich meine Eltern mal gefragt hätten: "Was spielst du denn da eigentlich? Das muss ja total viel Spaß machen wenn du so viel Zeit in ein Computerspiel investierst!" - Magst du mir mal erklären, worum es dabei geht?".
Interesse zeigen, das wär doch mal eine echte Alternative gewesen, oder? Wie gerne hätte ich meiner Mutter oder meinem Vater damals erklärt, was das Ziel ist bei diesem Spiel. Wenn ich da gerade spiele, warum mich so ein Computerspiel so fesseln kann, vor welchen Problemen ich gerade stehe, was eine Quest ist, usw.
Doch stattdessen machten sie sich Sorgen dass aus dem Bub nichts wird. Auch toll - die Masche wo man dem Kind mit dem Argument der Gesundheit kommt - "Da machst du dir die Augen kapputt, wenn du so lange auf den Bildschirm starrst!"
Heute wie damals - Computerspiele sind ein ewiges Konfliktthema
Heutzutage sind Computerspiele, beziehungsweise neue Medien generell, ein ständiges Konfliktthema in Familien. Das Handy ist der Schrecken aller Eltern. Bringt es doch die Möglichkeit mit, dass das Kind überall jederzeit abtauchen kann in die virtuelle Welt der Computerspiele.
Eltern haben Angst. Angst vor etwas, dass sie nicht verstehen, aber auch nicht verstehen wollen. Ein Buch lesen - das kennen auch noch unsere Eltern aus ihrer Jugend. Restlos überfordert sind sie aber, wenn der oder die Kleine völlig fasziniert vor einem Handy-Bildschirm hockt und Minecraft spielt.
Sind wir es unseren Kindern nicht schuldig, zumindest ein bisschen Interesse zu zeigen? Auch wenn es uns nicht behagt, sollte es uns denn nicht interessieren? Anscheinend gibt es eine Welt da draußen, die einen unfassbaren Eindruck bei unseren Kindern hinterlässt. Diesem Phänomen einfach mit Verboten zu begegnen halte ich für grundlegend falsch. Für mich ist es eigentlich ein Ausdruck für Ignoranz, ein bequemes Mittel mit dem ich mein Kind vor der unbekannten Gefahr die da in jedem Pixel lauert ziemlich zeitsparend und ohne großen Aufwand schützen kann.
Ich werde das einmal anders machen
..hab ich mir geschworen. Ich werde mein Kind nicht dazu zwingen jetzt das Handy wegzulegen, weil ich Angst habe, dass es sonst irgendwann eine Brille braucht oder Angst habe, dass es asozial wird oder zuwenig an der frischen Luft ist.
Ich werde mein Kind fragen "Was spielst du denn da?". Und wenn es mir dann antwortet: "Angry Birds, Papa." dann werde ich nicht reflexartig darauf antworten "Hast du nicht schon genug gespielt heute?" Magst du nicht ein bisschen raus gehen an die frische Luft?". Nein, ich werde sagen: "Cool, das kenn ich. Hab ich auch mal gespielt. Was gefällt dir denn an dem Spiel am meisten?".
Und warum möchte ich es so machen? - Damit mein Sohn, wenn er älter ist und ich ihn frage: "Und, wie sieht dein Tag aus heute?" keine Antwort gibt, die ihm sein schlechtes Gewissen ins Ohr flüstert.
J.K.
33 Jahre, demnächst Vater eines Sohnes